Mit dem Rad und den Füßen gegen den Klimawandel
Der menschengemachte Klimawandel wird massive Auswirkungen auf Mensch und Natur haben. Menschen werden durch Umweltveränderungen wie einen steigenden Meeresspiegel, Wüstenbildungen oder extreme Wetterphänomene in ihrer Existenz bedroht oder von ihrem Zuhause vertrieben werden. Zudem ist jetzt schon ein Einschnitt in der Artenvielfalt zu verzeichnen, der mit dem weiteren Fortschritt der Temperaturerhöhungen noch massiver wird.
Um den hierfür ursächlichen CO2-Ausstoß reduzieren zu können, fällt gerade dem Verkehrsbereich eine wichtige Rolle zu.
In Hessen beispielsweise liegt der Anteil der CO2-Emissionen im Bereich Verkehr bei 44 Prozent, was natürlich in der überdurchschnittlichen Höhe etwas mit dem Frankfurter Flughafen und der zentralen Lage Hessens zu tun hat.
Die Fotos sind bei einer Aktion der Künstlergruppe AKKU zum Start der Gießener Nachtbusse 2008 entstanden.
In ganz Deutschland liegt der Anteil nämlich bei, immer noch zu hohen, 20 %, wovon 60% auf den Personenverkehr zurückgehen.
Um dem zu begegnen ist eine Vielzahl an Maßnahmen je nach Verkehrsart nötig, wie eine Flugbenzinbesteuerung, eine erhöhte LKW-Maut, Verbrauchsvorgaben für Autos, Investitionen in den ÖPNV und vieles mehr.
Als Stadtverordneter konnte ich dafür sorgen, dass Gießen ein kostenloses und sehr erfolgreiches Nachtbussystem erhielt.
Die Namen der beiden Nacht-Linien lauten übrigens VENUS und SATURN. Die Busse sind kostenlos. Sie fahren nachts von Freitag bis Sonntag alle Stunde ab dem Berliner Platz.
Ein sehr effektives Mittel, um das es mir hier vor allem geht, ist, auf die eigenen zwei Beine zu setzen: Fortbewegung zu Fuß oder mit dem Rad!
Das klingt erstmal nicht so spektakulär und überhaupt nicht so erfolgsversprechend.
Das ist dann aber ein ziemlicher Trugschluss, denn fast 50 % aller zurückgelegten Wege in Deutschland sind kürzer als 5 km. Eine Distanz, die man sehr gut mit dem Rad und den Füßen zurücklegen kann.
Wir Grüne haben uns in Zusammenarbeit mit dem ADFC erfolgreich dafür eingesetzt, dass viele Einbahnstraßen für Radler geöffnet und auch Radwege gebaut wurden.
Es steckt also ein gewaltiges Potenzial in diesen beiden Verkehrsträgern, um den Klimawandel einzudämmen.
Darüber hinaus kann man so aber nicht nur CO2 Emissionen vermeiden, sondern auch andere für den Menschen schädliche Emissionen verhindern, wie Stickoxide, die sich unmittelbar negativ auswirken.
Radfahren und Laufen ist vor allem aber auch einfach nur gesund, da es beispielsweise das Herz-Kreislaufsystem stärkt.
Das erwähnte große Potenzial wird allerdings leider durch eine in großen Teilen verfehlte Verkehrspolitik eingeschränkt: Zu hohe Geschwindigkeiten des Autoverkehrs, die Radfahrer und Fußgänger*innen gefährden, kaum Investitionen in Rad- und Fußgängerinfrastruktur, generell formuliert eine Verkehrspolitik, die das Auto zum Maßstab des Handelns erklärt.
Ich trete ein für eine Verschiebung zum sogenannten Umweltverbund, vor allem zum Rad und zum Fußverkehr, um dadurch den Klimawandel und andere negative Auswirkungen zu begrenzen.
Meine Forderungen für Hessen:
- Ein hessisches Konzept für Rad- und Fußmobilität, eingebettet in ein generelles Mobilitätskonzept / statt vieler nebeneinander herlaufender Einzelmaßnahmen ist es notwendig zuvor konzeptionell zu betrachten was sinnvoll ist und was nicht
- Stärkere personelle Verankerung von Rad- und Fußgängeranliegen im hessischen Verkehrsministerium / durch die Fixierung auf das Auto fehlt teilweise entsprechendes Know-how
- Investitionen in den Straßenbau teilweise umlenken in die Rad- und Fußverkehrsförderung, infrastrukturelle Maßnahmen wie Radverkehrsanlagen oder Fußgängerquerungen gezielt fördern / Hessen verfügt über ein sehr gut ausgebautes Straßennetz, statt immer neuer Umgehungsstraßen, müssen Gelder umgeleitet werden
- Radabstellanlagen an Bahn- und Bushaltepunkten / diese erleichtern den Umstieg in den Umweltverbund, also in Bus und Bahn
- Kommunen in ihrem Einsatz für Tempolimits unterstützen / die noch amtierende Landesregierung nutzte jede noch so kleine Möglichkeit, um Geschwindigkeitserhöhungen zu ermöglichen, hier muss entgegengesteuert werden
- Mehr Zebrastreifen durch eine entsprechende Richtlinie ermöglichen / Zebrastreifen ermöglichen für Fußgänger*innen eine sichere Querung von Straßen und gehören deshalb gefördert
- Einführung ERA 2010 / diese Vorgaben für den Radanlagenbau stellen eine Verbesserung gegenüber dem derzeitigen Stand dar
- zentrales Marketing für den Rad- und Fußverkehr und verstärkte Öffentlichkeitsarbeit / wie Studien gezeigt haben, können viele Menschen über attraktive Ansprachen für das Radfahren und das Gehen kurzer Wege gewonnen werden; dieses Potential muss genutzt werden
- Wettbewerbe fahrradfreundliche und fußgängerfreundliche Kommune / über einen solchen in anderen Bundesländern erfolgreich praktizierten Wettbewerb können nicht nur konkrete Verbesserungen erreicht, sondern auch best practice-Beispiele geschaffen werden
Fotos Nachtbussystem von: Jörg Wagner / Künstlergruppe AKKU aus Gießen / www.extraktnetz.net / www.akku-netz.de