Hessen fairändern

Weltweit leben viele Menschen in Armut, und obwohl sie hart und meistens unter äußerst schlechten Bedingungen arbeiten, können sie von Ihrer Arbeit nicht leben. Nur die wenigsten haben die Möglichkeit, sich in Gewerkschaften zu vereinigen und für  bessere Lebensbedingungen zu kämpfen. Millionen von Kindern müssen unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen zum eigenen Überleben oder dem der Familie beitragen, ohne dass sie die Chance auf Bildung und somit auf Aufstieg haben.

Das ist ein unhaltbarer Zustand, den wir als Konsument*innen effektiv über den Fairen Handel bekämpfen können.

Alle Welt Laden GießenIch bin als städtischer Koordinationspartner Fairtrade ein sehr aktives Mitglied der Gießener Steuerungsgruppe Fairtrade-Town. Wir treffen uns regelmäßig, um beispielsweise einen Einkaufsfairführer herauszubringen oder um kreative öffentlichkeitswirksame Aktionen zu planen und durchzuführen. Hier ein Bild aus dem Eine-Welt-Laden in Gießen beim fairen Tee trinken.

Doch was ist der Faire Handel überhaupt?

Hierbei handelt es sich um ein Konzept zur Armutsbekämpfung, bei dem mit den Produzenten langfristige und für sie positive Lieferbeziehungen eingegangen werden. Außerdem fließt eine so genannte Fairtrade-Prämie auf ein separates Konto der Hersteller, mit dem sie selbstständig über die Verwendung für Gemeinschaftsprojekte wie den Bau einer Schule entscheiden können. Darüber hinaus sind beim Fairen Handel soziale Standards sehr wichtig. Ausbeuterische Kinderarbeit sowie unmenschliche Arbeitsbedingungen sind verboten und Arbeiter*innen erhalten mindestens den gesetzlichen Mindestlohn.

Alle Welt Laden GießenGießen ist seit 2011 Fairtrade-Town, da beispielsweise eine bestimmte Anzahl von Geschäften und Gastronomiebetrieben fair gehandelte Produkte und auch die Stadt selbst ein entsprechendes Engagement aufweist. Hier ein Bild aus dem Eine-Welt-Laden in Gießen.

All das können wir also mit Fairem Handel über hessische Politik beeinflussen.

Alle Welt Laden GießenDie Stadt bemüht sich darum, dass Schulen auf fair gehandelte Fußbälle zurückgreifen. Denn gerade Kinder sollten nicht mit Produkten aus Kinderarbeit spielen.

Wir können über die Marktmacht des öffentlichen Beschaffungswesens aktiv dazu beitragen, dass in den Herstellerländern von der eigenen Hände Arbeit unter vertretbaren Arbeitsverhältnissen gelebt werden kann.

Ich will, dass sich die Landesbehörden künftig umstellen und fair kaufen: vom fair gehandelte Kaffee über faire Polizeiuniformen  bis zu fairem Baumaterial.

Gerade der verheerende Unfall in einer Textilfabrik in Bangladesch hat auf eine tragische Weise gezeigt, wie wichtig faire Arbeitsbedingungen sind und was es für Folgen hat, wenn auf Kosten von Menschen gewirtschaftet wird.

In 2011 hat die öffentliche Hand im Bereich des Beschaffungswesens bundesweit über 260 Milliarden Euro investiert. Europäische und in Folge deutsche Rechtssetzungen ermöglichen es öffentlichen Auftraggebern bei Ausschreibungen faire Kriterien wie die Kernarbeitsnormen der International Labor Organization (ILO), zu berücksichtigen.

Justus - Alle Welt Laden GießenDie Idee zum Justus-Kaffee kam vom Weltladen im Zuge der Fairtrade-Town-Initiative. Der Justus ist ein ökologischer, fair gehandelter und reiner Arabica-Hochland-Kaffee.

Somit kann das Land Hessen nicht nur direkt lenkend auf das Marktgeschehen eingreifen, sondern auch eine Vorbildrolle einnehmen, die Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen von den Vorteilen des fairen Einkaufs überzeugt. 

Alle Welt Laden GießenIm Eine-Welt-Laden habe ich ein faires Fußball-T-Shirt entdeckt, welches ich sofort gekauft habe ;-)  

Die Stadt Gießen richtet übrigens ihr Beschaffungswesen immer mehr fairer aus: Von fairen Präsenten für Jubiläen, über faire Getränke bei Empfängen, bis zu fairer Dienstkleidung. 

Die noch bestehende Landesregierung hat sich dieses Themas nur sehr halbherzig angenommen. Die Notwendigkeit einer Umstellung hin zu einem fairen Beschaffungswesen wurde erkannt, allerdings ohne, dass beispielsweise nach mehrjähriger Befassung in einer entsprechenden Arbeitsgemeinschaft etwas Greifbares daraus hervorgegangen ist.

Meine Forderungen für Hessen:

-       Evaluation des hessischen Beschaffungswesens / zunächst muss beispielsweise überprüft werden, welche Bereiche in Frage kommen

-       Änderung des hessischen Vergabegesetzes / nach dem Vorbild anderer Bundesländer sollen die Kernarbeitsnormen der International Labor Organization (ILO) beachtet werden, die soziale Standards, wie einen Ausschluss ausbeuterischer Kinderarbeit, setzen

-       Monitoring für die Einhaltung entwickeln / die Vorgaben für ein faires Beschaffungswesen müssen auf ihre Effektivität hin überprüft werden

-       „AG Hessen: Vorreiter für eine nachhaltige und faire Beschaffung“ gerade was die faire Beschaffung angeht reaktivieren / in dieser Arbeitsgruppe konnten sich Vertreter der Politik, der Verwaltung und der Zivilgesellschaft vernetzen und voneinander lernen

-       Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft vertiefen / die hessische Landesregierung kann von dem Wissen vieler engagierter Nichtregierungsorganisationen profitieren

-       Verankerung der fairen Handhabe bei der Ausbildung in der Hessischen Hochschule für Polizei und Verwaltung / das Wissen um ein faires Beschaffungswesen ist bei weitem noch nicht in den Verwaltungen angekommen

-       Fairer Handel in die Schulen / eine Auseinandersetzung mit dem Fairen Handel beginnt am besten schon im Schüleralter, wobei das Thema beispielsweise über eine Kampagne „Fairtrade-Schools“ greifbar im Schulalltag verankert werden kann

Somit können wir in Hessen getreu dem Motto „Global denken, lokal handeln“, über einen verantwortungsbewussten Einkauf unsere Möglichkeit wahrnehmen zu einer besseren Welt beitragen.

 

Ein Kommentar auf “Hessen fairändern
  1. !!! says:

    gute sache! deswegen werde ich dich wählen, mein Sohn.

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